DRESS-Syndrom

Anamnese:
Bei uns stellte sich ein 56-jähriger Patient mit neu aufgetretener Hautrötung im Ge-sicht vor, die sich im Verlauf auf den restlichen Körper ausgebreitet habe. Zudem habe der Patient  schubweise Fieber bis 38° Celsius sowie Schwellungen an den Extremitäten und im Gesicht bemerkt. Sein Allgemeinbefinden sei stark reduziert. Vor einem Monat sei aufgrund eines erstmalig aufgetretenen, akuten Gichtanfalls eine Dauertherapie mit Allopurinol 300 mg 1 x täglich eingeleitet worden. Der Patient habe keine weiteren Vorerkrankungen und nehme keine anderen Medikamente ein.

Klinischer Befund:
Zum Aufnahmezeitpunkt imponierte im Bereich des Stamms ein ausgeprägtes, großflächiges, z.T. konfluierendes makulopapulöses Exanthem. An der unteren Extremität zeigten sich multiple, erythematöse Papeln. Im Gesicht imponierte ein unscharf begrenztes Erythem mit periorbitalen Weichteilödemen. 

Histopathologie:
Im Bereich der Epidermis zeigte sich eine Spongiose mit Akanthose sowie eine Va-kuolisierung der basalen Keratinozyten. Intraepidermal aufsteigend, sowie dermal zeigten sich atypische Lymphozyten. Im Bereich der oberen Dermis sahen wir ein lichenoides, bandförmiges Entzündungsinfiltrat im Sinne einer Interfacedermatitis. Zudem zeigte sich ein perivaskuläres Entzündungsinfiltrat der oberen Dermis, bestehend aus Lymphozyten und eosinophilen Granulozyten.

Weitere Diagnostik:
- Exzisionsbiopsie zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme
- engmaschige Laboruntersuchungen (Differential-Blutbild mit Nachweis atypischer Lymphozyten, CRP, AST, ALT, GGT, Kreatinin, Virusserologien insbesondere HHV-6 und -7, EBV, Hepatitisserologie)
- Sonographie Abdomen und Lymphknoten, im Verlauf CT Hals bis Becken (bei steigenden Leberwerten)
- Röntgen Thorax zum Ausschluss einer pulmonalen Beteiligung
- Herz-Echokardiographie zum Ausschluss einer kardialen Beteiligung

Kommentar:
Das DRESS-Syndrom (drug reaction with eosinophilia and systemic symptoms) wurde früher als Hypersensitivitäts-Syndrom bezeichnet und äußert sich in Form eines generalisierten, makulopapulösen, multiformen, z.T. auch hämorrhagischen Exanthems, das im Verlauf in eine Erythrodermie übergehen kann. Ein Mitbefall des Gesichts ist häufig, zudem bestehen symmetrisch auftretende Weichteilödeme. Neben dem Hautbefall treten systemische Reaktionen, wie ein reduziertes Allgemeinbefinden mit Fieber, Hepatopathie, Nephropathie und Lymphadenopathie auf.  Auch über das Auftreten begleitender Arthritiden, sowie einer pulmonale und kardinalen Mitbeteiligung wird berichtet. Als Auslöser werden Medikamente, insbesondere Antikonvulsiva (Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital und Lamotrigin), Allopurinol, Minocyclin, Dapson und Sulfonamide beschrieben. Typischerweise treten die Hautveränderungen im Vergleich zu anderen Arzneimittelexanthemen nicht direkt nach Medikamenteneinnahme, sondern erst mit einer Latenzzeit von 2-8 Wochen auf. Im Laufe der Erkrankung kann es durch bisher ungeklärte Mechanismen zur Reaktivierung von Viruserkrankungen (insbesondere HHV-6, -7 und EBV) kommen. Laborchemisch zeigt sich meist eine Hypereosinophilie, in einigen Fällen können atypische Lymphozyten im peripheren Blut nachgewiesen werden. Differentialdiagnostisch sollte ein virales Exanthem, das Steven-Johnson Syndrom/ die toxische epidermale Nekrolyse, eine AGEP (acute generalizied exanthematous pustulosis), ein Hypereosinophiliesyndrom, ein akuter subkutaner Lupus erythematodes sowie ein Sézary Syndrom in Betracht gezogen werden. Therapeutisch sollte das auslösende Medikament schnellstmöglich abgesetzt werden. Zudem werden hochdosierte Glucocorti-costeroide in oraler Verabreichung langsam ausschleichend (über 8-10 Wochen) eingesetzt. Auch unter Therapie können immer wieder Rezidive auftreten. Die Mortalität der Erkrankung liegt bei bis zu 20 %.

Literatur:
- Marrakchi C et al. (2004) Allopurinol induced DRESS syndrome. Rev Med Interne 25: 252-254
- Plewig, Gerd; Landthaler, Michael; Burgdorf, Walter; Hertl, Michael; Ruzicka, Thomas: Dermatologie, Venerologie und Allergologie. 6. Aufl.. Berlin Heidelberg New York: Springer-Verlag, 2012, S. 571-572.