Melanoma in situ in Kollision mit Dermatofibrom

KURZE ANAMNESE
Mann, 45 Jahre, Unterschenkel links, Dermatofibrom und Melanom (klinisch + Auflicht)

Histologie:
Dermatofibrome zeigen eine unscharf begrenzte, dellenförmig konfigurierte, storiforme Spindelzellläsion aus Fibroblasten, mit variabler Beimengung von Makrophagen, peripherem ´entrapment´ von kollagenen Fasern, guter Vaskularisation und demarkierendem Infiltrat von Lymphozyten. Parakrin reagieren Deckepithel mit Melanozyten bei oberflächlicher Lage hyperplastisch, wobei nicht selten auch die Stammzellen der follikulo-sebazär-apokrinen Einheit reaktiv trichoblastäres Gewebe bis zu voll ausgeprägten (Vellus-)Haarfollikeln ausformen und dabei trichoblastäre Karzinome, wie vielfach in der älteren Literatur publiziert, vortäuschen können. Diagnostik des Melanoms in Klinik, Auflichtmikroskopie und/oder Histologie folgt Regeln wie A-Z-Regel, Chaoskriterien, Algorithmen, Clues oder schlicht der Frage : Welcher melanozytäre Nävus sieht so aus?

Kommentar:
Die auflichtmikroskopischen Veränderungen von Dermatofibromen sind wohl etabliert (1). Nach meinem Wissen (Pub Med 2. Januar 2017) ist jedoch die Kombination Melanoma in situ in Kollision/Assoziation mit einem Dermatofibrom bislang (noch) nicht in der Literatur beschrieben. Es gibt zwar Literatur von melanozytärem Nävus mit einem Dermatofibrom (2) sowie Melanomen mit atypischem Fiboxanthom (3, 4) sowie einem trichoblastären Karzinom/Basaliom (4). Dermatofibrome zeigen üblicherweise durch Zytokine mediiert (basic fibroblast growth factor, epidermal growth factor, stem cell factor) eine epidermale und melanozytäre Hyperplasie sowie gelegentlich auch eine Stammzellhyperplasie der follikulo-sebazär-apokrinen Einheit, wie in vorliegendem Fall als weitere Besonderheit. Diese ist jedoch üblicherweise gleichförmig-konzentrisch strukturiert und führt klinisch-histologisch letztlich mit zur typischen dellenförmigen Silhouette. Vorliegende Läsion zeigt deutliche Exzentrizität der Veränderungen, die man auch in einem melanozytären Nävus sehen könnte (2), jedoch auch innerhalb der Läsion sowohl im H&E-Schnitt ebenso wie den melanozytären Immunhistochemien erhebliche Irregularität/Chaos, welches in melanozytären Nävi nicht gesehen wird. Auch die Klinikerin hatte bereits diese Diagnose gestellt und erfreulicherweise dermatoskopisch dokumentiert. Nach 35 Berufsjahren und großem Interesse für Weichteilläsionen im Allgemeinen und Dermatofibromen im Speziellen ist dies der erste Fall einer Kollision von Melanoma in situ mit einem Dermatofibrom, den ich zu sehen bekam.

Literatur:
1. Ferrari A, Argenziano G, Buccini P, Cota C, Sperduti I, De Simone P, Eibenschutz L, Silipo V, Zalaudek I, Catricalà C: Typical and atypical dermoscopic presentations of dermatofibroma. J Eur Acad Dermatol Venereol 2013; 27: 1375-80.
2. Marcucci C, Sabban EC, Friedman P, Peralta R, Marull RS, Cabo H: Dermoscopic findings in a collision of a dermatofibroma and a melanocytic nevus mimicking melanoma. Dermatol Pract Concept 2015; 31: 47-9.
3. Wilsher MJ: Collision tumour: atypical fibroxanthoma and invasive melanoma: Pathology 2009; 41: 699-701.
4. McGregor DH, Cherian R, Romanas MM, Ulusarac O, Mathur SC, Feldman MM: Amelanotic malignant melanoma: two collision tumors presenting as basal cell carcinoma and atypical fibroxanthoma. Ann Clin Lab Sci 2008; 38: 157-62.